vom 23. Oktober 2018
1. Essay: Wenn die Regierung aus Hoteliers bestehen würde.
2. Wissen: Richtig grüßen und Beziehung aufbauen
3. Praxis: Wer lächelt, zeigt Emotionen
4. Video: SAT.1-Talk über gute Hotels
5. Story: Als Frau Karriere machen, Teil 13
Guten Tag liebe Leserin, lieber Leser,
vor wenigen Tagen bekam ich einen Anruf von SAT.1. Man suchte einen Reiseprofi, der konkrete Tipps für die bevorstehenden Herbstferien gibt. „Woran erkenne ich ein gutes Hotel?“ als Überschrift. Natürlich erklärte ich mich bereit, im Fernsehen aufzutreten. Zwar hatte die Geschichte auch eine massive Schattenseite – es handelte sich um Frühstücksfernsehen und ich bin ausgewiesener Langschläfer – aber trotzdem freute ich mich darauf.
Die Flüge, die Taxifahrten, das Hotelzimmer in Berlin … alles wurde organisiert und bezahlt und es gab sogar noch ein kleines Honorar dazu. Als man mir auch noch zusicherte, dass ich einen guten Kaffee erhalten würde, waren (fast) alle Zweifel beseitigt. Also rein in den Flieger in die deutsche Hauptstadt. Das Handy weckte mich um 5 Uhr 20 Morgens und um 6 Uhr stand ich frisch geduscht und erstaunlich fit auf der Matte. Rein in die Maske und als ich in die Garderobe zurückkam, saß Smudo von den Fanta4 schon da, einer der Stargäste des heutigen Morgens. Es sollten noch weitere kommen. Nach ein paar launigen Begrüßungsformeln kam Michael Patrick Kelly dazu und es wurde richtig Starlife geboten.
Mein erster Talk kurz vor 7 Uhr verlief ansprechend. Die überaus sympathische Moderatorin Karen Heinrichs kannte ich schon von Rolf Schmiels Media Camp einige Wochen zuvor. Mit eleganter Gelassenheit fragte sie mich nach konkreten Tipps „Woran man ein gutes Hotel erkennt“. Später stieß dann auch noch Mark Forster dazu und wir hatten eine Menge zu lachen. Vor und noch mehr hinter der Kamera. Den zweiten Live-Talk hatte ich dann kurz vor neun Uhr und um zehn gab es dann die Schlussrunde, bei der wir alle auf dem Sofa saßen und noch ein Ratespiel zu lösen versuchten.
Wie ist es mit den Stars auf Tuchfühlung zu sein? Die Jungs sind wirklich nett und sehr freundlich. Besonders Mark ist eine Stimmungsgranate. Wenn Sie die Sendung „The Voice of Germany“ anschauen (da sitzen die drei in der Jury), dann kann ich Ihnen versichern, die spielen nicht, die sind wirklich so. Den Spaß am Leben kann man deutlich erkennen. Ich habe mich mit den drei Stars wohl gefühlt. Natürlich redeten wir auch über meine Tätigkeit und Smudo hat tatsächlich MICH um ein gemeinsames Foto gebeten. Das passiert einem auch nicht alle Tage. Die Verabschiedung war freundschaftlich und überaus herzlich.
Die Tipps möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Also woran erkennt man ein gutes Hotel?
Hotelsterne verlieren immer mehr an Bedeutung:
Die neuen Richtlinien zur Hotelklassifizierung gehen in die falsche Richtung. Gästebewertungen im Netz sind kein geeignetes Werkzeug um die Qualität eines Hotels zu bestimmen. Man schätzt, dass etwa 30% aller Netzbewertungen manipuliert sind. Tendenz steigend. Schließlich gibt es Unternehmen, die gegen bare Münze beste Bewertungen offerieren. Außerdem sind die Hotelsterne in Europa sehr unterschiedlich gewichtet. Während man (noch!) bei einem Vier-Sterne-Hotel in den deutschsprachigen Ländern halbwegs weiß, was man zu erwarten hat, ist das in Ländern wie Portugal, Italien oder Griechenland eher nicht der Fall. Da würde ich sicherheitshalber zumindest einen halben, besser noch einen ganzen Stern abziehen.
Internet/Hotelbewertungsplattformen:
Wie bereits erwähnt, ist ein beträchtlicher Teil der Bewertungen nicht real. Achten Sie deshalb auf besonders jubelnde Kommentare und seien Sie hier besonders skeptisch. Aber auch bei besonders bösartigen Bewertungen ist Vorsicht geboten. Vielleicht hat da ein Mitbewerber die Hände im Spiel, der die Konkurrenz verunglimpfen will. Wenn schon Bewertungsplattformen, dann versuchen sie die beiden Extreme auszublenden. Eine gute Übung dafür ist es übrigens, die Bewertungen eines Hotels zu studieren, in dem Sie selbst vor Kurzem waren. Sie werden vermutlich überrascht sein, was Sie da zu lesen bekommen.
Website:
Die Homepage ist immer noch die wichtigste Außendarstellung eines Hotels. Leider werden diese sehr oft von Marketing- und Werbeagenturen erstellt. Das erkennt man sofort an den Textierungen. Wenn Sie Superlative, wie „sensationell“, „einzigartig“, „unvergesslich“, „atemberaubend“ und dergleichen lesen, dann würde ich an Ihrer Stelle eher misstrauisch sein. Wirklich gute Hotels haben es nicht notwendig, mit derartigen Übertreibungen auf Gästefang zu gehen.
Achten Sie bei der Website auch auf die Bilder. Wenn ein Hotel etwas zu verbergen hat, dann sehen Sie anstelle einer Zimmeransicht nur Ausschnitte, wie eine Nachttischlampe, einen Polster, ein Duschgel … Gute Hotels zeigen das ganze Zimmer. Manchmal sogar aus verschiedenen Blickrichtungen. Ich selbst kenne ein Hotel, dessen Zimmer wirklich sehr klein sind. Auf der Website sehen Sie dort tatsächlich nur winzige Ausschnitte, wie etwa einen Teil des Bettkopfes, einen Handtuchhalter und eine Vase auf dem kleinen Tischchen.
Schriftverkehr:
Bauen Sie vielleicht einen kleinen Sonderwunsch in Ihre Anfrage ein. Zum Beispiel, ob es besondere Angebote für Familien, für Kinder, für Gourmets, für Golfer und so weiter gibt. Gute Hotels werden individuell darauf eingehen und nicht einfach nur das vorformulierte Standardangebot schicken. Wenn die Anfragebeantwortung lange dauert, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Hotel personell unterbesetzt ist. Das würden Sie dann auch vor Ort bei den Dienstleistungen merken. Gute Hotels schicken Ihnen spätestens nach 2-3 Stunden bereits eine (nicht automatisierte) Antwort.
Telefon:
Es ist leider immer noch weit verbreitet und nur die wirklich guten Hotels machen es nicht. Ich schreibe hier von den auswendig gelernten Begrüßungsformeln: „Herzlich willkommen im Genießer- und Wellnessresort xy, Ihrem Lifestyle- und Designhotel in den Tiroler Alpen. Mein Name ist … schön, dass Sie bei uns anrufen. Was darf ich für Sie tun?“ Wenn Sie so etwas als Begrüßung hören, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch der direkte Kontakt mit den Gästen von Floskeln geprägt ist. Also Finger weg.
Vor Ort:
Wenn Ihnen der Urlaubsort gefällt, Sie beim nächsten Mal aber lieber ein anderes Hotel buchen wollen, dann gehen Sie spazieren und suchen Sie nach möglichen Kandidaten für Ihren nächsten Urlaub. Wenn Sie ein Haus ins Auge gefasst haben, dann gehen Sie einfach rein und fragen, ob Sie sich ein Zimmer ansehen können. Gute Hotels werden sich darüber freuen. Die anderen werden Sie vielleicht mit einer finsteren Miene fragen, „wozu?“.
Oder Sie gehen an die Rezeption und fragen, wo die nächste Toilette ist. In schlechten Hotels wird man Sie fragen, ob Sie Gast im Hotel sind. In guten Häusern wird man Ihnen den Weg zeigen, in sehr guten Hotels wird man Sie sogar dorthin begleiten. In der Toilette – Achtung jetzt kommt’s – fühlen Sie dann die Qualität des Toilettenpapiers. Wenn es Schleifpapiercharakter hat, dann ist das Management lediglich an Ihrem Geld interessiert. Ist es flauschig und hochwertig, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man in diesem Hotel den Gästen eine schöne Zeit bereiten will.
Wie kann ich bei der Hotelbuchung Geld sparen?
Ich würde die Innenstädte meiden und auf die Randbezirke ausweichen. Bei meinem letzten Besuch in New York habe ich in Brooklyn und nicht in Manhattan gebucht. Wesentlich günstiger und auch mehr Herzlichkeit. Man braucht ja sowieso die U-Bahn, den Bus oder das Taxi, um die Sehenswürdigkeiten anzufahren. Die geringen Mehrkosten machen der günstigere Hotelpreis auf jeden Fall wieder wett.
Sie können sich auch gerne den Mitschnitt der Sendung ansehen. Der Link dazu kommt noch in diesem Newsletter.
Kurt Steindl
1. Essay: Wenn Die Regierung aus guten Hoteliers bestehen würde.
Ein Regierungschef aus der Hotellerie oder Gastronomie…
… hätte Angst, dass ihm seine Bürger davonlaufen, wenn er ihnen nicht bestes Service bietet.
… würde Minister vornehmlich nach ihren sozialen Kompetenzen ernennen.
… würde darauf bestehen, dass staatliche Bauaufträge einer Ästhetik Kommission vorgestellt werden müssen.
… würde Budgetüberschüsse des Landes in guten alten Weinen investieren. Eine der sichersten Wertanlagen die es gibt.
… ein neues Ministerium für Küchenkunst schaffen.
… würde Fertigprodukte sofort verbieten. Kein Convenience, sondern frische Küche wäre eine Auflage an jedes Restaurant. Sonst gibt es keine Bewilligung.
Parteien würden …
… im Wahlkampf eher Sachertortenstücke statt Kugelschreiber verschenken.
… würden ein Glas Wein beim Mittagessen für Beamte als verpflichtend einführen damit diese den Dienst etwas lockerer versehen.
In der Schule …
… würde das neue Fach „Benehmen im Allgemeinen und im Restaurant im Besonderen“ als Hauptfach eingeführt.
… würde die angenehme und kindergerechte Gestaltung der Klassenzimmer verpflichtend werden.
… würden außerdem die Fächer „Emotionalität“, „Psychologie für den Alltag“, „modernes Beschwerdemanagement in der Praxis“, „aktive Beziehunglehre“, „richtiges Grüßen“ und natürlich „Kochen“ unterrichtet werden.
… würden nur mehr die Besten der Besten zum Lehramt zugelassen werden. Psychopathen und unreife Menschen dürfen nicht unterrichten.
… würden nur mehr frische Lebensmittel an die Kinder verabreicht.
… würden in den Pausenofenhöfen phantasievolle Freizeitparks entstehen.
… würde der Lehrplan lebendig und praxisorientiert ausgerichtet sein. Weniger langweilige Theorie, sondern viel mehr gelebte Wirklichkeit. Lebenswissen statt Schulwissen.
… wären Prüfungen ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem alle Beteiligten eine Aufgabe lösen müssen.
… würde mehr Augenmerk auf Spielen, Theater, Musik, Zeichnern und Turnen gelegt. Mathematik, Latein und Deutsch darf auch sein. Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch, Französisch, Mandarin sowieso.
… würde das individuelle kreative Potenzial der Kinder per Dekret gefördert werden müssen.
… würde es das Unterrichtsfach Sensorik bereits in der Volksschule (Grundschule für die deutschen Leser) geben.
Krankenhäuser …
… würden in schöne Hotels umgebaut. Zur Ärzteausbildung würden nicht die mit den besten Noten, sondern die Kandidaten mit der höchsten sozialen Kompetenz zugelassen. (Der deutsche Numerus Clausus geht in die falsche Richtung. Damit werden Mediziner gezüchtet aber keine Ärzte. Der Unterschied? Der Mediziner behandelt die Krankheit, der Arzt behandelt den Menschen.) Nur die besten Köche dürften in Krankenhäusern für das leibliche Wohl sorgen. Die würden dann auch wirklich „LEBENS“mittel verarbeiten.
In den Ämtern …
… würden Beamte dazu verdonnert werden, Anträge und Formulare nicht nach exakten Vorschriften bearbeiten, sondern nach Menschlichkeit. Sie müssen sich als Diener der Bürger sehen.
… würde das Wohlbefinden der Bürger an erster Stelle stehen müssen. Nur wenn diese die Arbeit des Beamten als gut bewerten, gibt’s Gehaltserhöhungen und Beförderungen. Überhebliche und unfreundliche Beamte dürfen dann nur noch im Hinterzimmer am Schreibtisch sitzen und keinen Kontakt zum Bürger haben.
… würden an den Wänden der Leitsatz stehen: Ich bin ein Problemlöser, kein Paragrafenreiter.
… würden Bürger weniger Steuern zahlen, die der Allgemeinheit etwas Gutes tun, indem Sie vielleicht Besorgungen für einen Nachbar machen, bedürftigen Menschen helfen, .., die einfach nett sind zur Umwelt, würden weniger Steuern zahlen müssen. Die griesgrämigen Dauergrantler berappen dafür einen höheren Satz.
Na, das wäre doch was. Oder? Warum das so wäre, wenn Hoteliers an den Schaltern sitzen würden? Weil gute Hoteliers am Wohlergehen der Menschen interessiert sind. Sonst läuft gar nichts. Und ehrlich gesagt, wer es nur wegen des Geldes macht, wird rasch von seinen Gästen entlarvt. Das sind nicht die guten Hoteliers, die ich meine.
Kurt Steindl
2. Wissen: Richtig grüßen und Beziehung aufbauen
Wenn wir Freunde zu uns nach Hause einladen, dann begrüßen wir diese bereits an der Türe. Wir freuen uns aufrichtig über ihr Kommen, sind bei der Garderobe behilflich, sorgen für eine heitere und angenehme Atmosphäre. Wir geben unseren Freunden das Gefühl, dass sie hier aufrichtig willkommen sind. Wir bieten ihnen einen Platz an und fragen, was sie trinken möchten.
So – und nur so – sollten Gäste auch in Ihrem Laden begrüßt werden. Anstatt sich hinter einem Tresen zu verstecken, sollten wir mit offenen Armen auf die Gäste zugehen. Anstatt mit einem knappen Nicken, sollten wir mit einem freundlichen Gruß reagieren. Wir sollten unser Bemühen deutlich spürbar machen, dass wir am Wohlergehen des Gegenüber aufrichtig interessiert sind. Auch Lesestoff und zumindest ein Glas Wasser bei Wartezeit anbieten. (Wobei Wartezeit das Gegenteil von guter Gastlichkeit bedeutet. Ja, liebe Ärzte, da solltet Ihr Euch angesprochen fühlen.)
Eine Begrüßung ist immer auch Beziehungsaufbau. Ein Schlüsselmoment für gute Geschäfte. Je besser die Beziehung von der ersten Sekunde an, desto größer das Vertrauen und desto besser der zwischenmenschliche Kontakt. Wer von Ihnen hat nicht auch schon einmal nur deswegen gekauft, weil der Verkäufer im Laden oder die Bedienung im Restaurant so nett waren? Na also.
Meine Frau und ich reservieren in einem eben eröffneten Gourmettempel. Wir sind das erste Mal hier. Noch etwas unsicher öffnen wir die Türe und treten ein. Ein junger Mann mit benütztem Geschirr in der Hand eilt an uns vorüber. Ich sage artig: „Guten Abend!“ und ernte nur einen verständnislosen Blick. Ohne Antwort saust der Jüngling an uns vorüber. Meine Augenbraue zuckt nach oben (Zur Erklärung: das macht sie immer, wenn mir etwas nicht gefällt.) Kurz danach erscheint ein freundliches Mädel, bestätigt unsere Reservierung und führt uns zum gedeckten Tisch. „Unser Hubert[1] ist heute für Sie da und wird Sie durch den Abend geleiten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“, flötet das Fräulein uns lässt uns mit der Karte allein.
Wir verschaffen uns einen Überblick über das Angebot und werden von einer zuckersüßen männlichen Stimme unterbrochen: „Guten Abend. Mein Name ist Hubert und ich darf Sie heute Abend glücklich machen …“ Wir trauen unseren Augen kaum, diese Sirup süßen Worte kommen aus dem selben Mund, der uns an der Türe nicht grüßen wollte. Jetzt stammelt der Junge von „Etwas Gutes tun“ und „besonderen Empfehlungen“. Ganz ehrlich, jetzt hätte das Männchen sogar Purzelbäume schlagen können, wir fallen auf sein Getue nicht herein. Im Gegenteil. Als er ohne Aperitifbestellung wieder abzog, schütteln wir beide, ob dieser Dreistigkeit, den Kopf. In der Folge geben wir ihm deutlich zu verstehen, dass wir den Kontakt mit ihm auf das nötige Mindestmaß reduziert haben wollen. In seinen Augen sind wir bestimmt unangenehme Gäste.
Die Situation klärt sich erst auf, als ich Wochen später mit dem Inhaber des Restaurants über eine Testserie spreche, die er bei uns in Auftrag gibt. Wir sollen sein Lokal innerhalb von fünf Wochen fünf Testbesuchen unterziehen, um die Startschwierigkeiten möglichst gut abzufedern. (Wir testen ja nicht nur, sondern bieten auch ausführliche Hilfestellung bei der Maßnahmengestaltung aufgrund der Testberichte.) Bei der Präsentation der Vorgehensweise spreche ich dann auch die Begebenheit mit Hubert an. Zuerst ein erstaunter Gesichtsausdruck, dann aber ein wissendes Nicken. Später im persönlichen Gespräch mit Hubert versichert dieser mir glaubwürdig, dass ihm das nicht bewusst war. Er habe sich um seine Gäste immer bemüht. Aber nicht daran gedacht, dass dazu auch das Grüßen an der Türe gehöre. Tja, diesen Zahn musste ich ihm ziehen. Tut mir leid.
[1] Der Name ist natürlich geändert. Ich will ja keine berufliche Karriere behindern.
Kurt Steindl
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3. Praxis: Wer lächelt, zeigt Emotionen
Wurden Sie in Ihrer Kindheit auch angelogen? Nein, ich meine jetzt nicht die charmanten Schwindeleien vom Christkind, dem Osterhasen oder solche netten Unwahrheiten. Sondern die Lüge: „Du brauchst es nur richtig zu wollen, dann geht es schon!“ Diesen Satz habe ich in meiner Kindheit oft gehört. Speziell wenn ich mich weigerte, etwas zu erledigen, das ich hasste und ich am Aufgeben war. Von den Eltern, den Lehrern und anderen berufenen Personen, die mich anspornen wollten. Heute würde ich kontern: „Ich würde ja gerne wollen. Aber wie geht WOLLEN?“
Unser Verstand ist uns manchmal hinderlich. Wir spüren, wir haben ein Gefühl, ein Gespür. Wir wollen deshalb handeln. Aber der Verstand kritisiert: „Mach dich nicht lächerlich. Was werden die anderen sagen? Das ist Blödsinn. Dafür gibt es keine rationale Begründung.“ Nehmen Sie Spinnenangst als Beispiel. „Du brauchst keine Angst haben, die tun nichts!“, werden wir oft belächelt. Hilft uns das wirklich? Nein, das Gefühl der Angst, des Ekels ist stärker.
Beim Lächeln ist das ähnlich. „Sei cool, sei undurchschaubar, zeige dein Pokerface!“ wird uns suggeriert, um möglichst keine Emotionen zu zeigen. Damit bleiben wir unangreifbar. Man hält uns für kompetenter, für geheimnisvoller. (Haben Sie übrigens schon bemerkt mit welchem arroganten und sogar bösartigen Gesichtsausdruck heutzutage Models über den Laufsteg gehen? Da könnte einem fast Angst und Bange werden, dass man denen in einer dunklen Gasse begegnen könnte.)
Wer lächelt, zeigt Emotionen und löst damit beim anderen ein Gefühl der Sicherheit aus. Wer keine Emotion zeigt, löst eher ein Gefühl der Unsicherheit aus. Das weiß man nicht so recht, wie man tatsächlich dran ist, was der andere wirklich denkt. Das verunsichert. Das ist nicht schön. Gute Dienstleister verfügen deshalb auch über ein hohes Maß an Emotionalität.
Natürlich riskieren wir ausgelacht zu werden. Dass jemand hinter unserem Rücken den Kopf schüttelt, weil wir unsere Gefühle auf einem Präsentierteller vor uns her tragen. Wir werden damit verletzlich und angreifbar. Da erinnere ich mich gerne an Samy Molcho, der am Ende eines Seminars mit weit ausgebreiteten Armen vor uns stand und sagte: „Geht mit offenen Armen durch die Welt. Natürlich werden Menschen kommen, die euch Schläge zufügen und verletzen. Aber wer seid, dass Ihr diese paar Schläge nicht aushaltet?“
Wer lacht gewinnt, lautet eine alte Redensart. Damit soll aber nicht triumphierendes, hämisches Lachen gemeint sein, sondern aufrichtiges Lachen. Gehen Sie selbst einmal ganz bewusst durch die Straßen und lächeln Sie dem Entgegenkommenden freundlich ins Gesicht. Sie werden nicht nur bei den Menschen eine spürbare Veränderungen bemerken, sondern auch bei sich selbst. Sie geraten förmlich in eine Hochstimmung und nach einer Weile möchten Sie am liebsten die Welt umarmen. Einfach mal ausprobieren.
Kurt Steindl
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4. Video: SAT.1-Talk (live)
So erkennt man ein gutes Hotel.
5. Story: Als Frau erfolgreich (nicht) Karriere machen
Diese Zeilen sind kein Ratgeber á la „In fünf Schritten zum Erfolg“. Zu unterschiedlich sind die Menschen, ihre Schicksale und vor allem ihre Geisteshaltung, als derartige „Ich-weiß-wie-du-dein-Leben-gestalten-sollst-Bücher“ in ihrer Begrenztheit zu erfassen vermögen.
Ich möchte Ihnen, verehrte Leserin vielmehr ein paar Gedanken näherbringen, wie ein Mann den Karriereweg einer Frau sieht. Allerdings nicht in Form einer Aneinanderreihung von nützliches To-Do´s. Wesentlich nützlicher für Sie scheint mir, dieses Thema VERKEHRT HERUM aufzuziehen. Anregungen anzuführen, wie Sie Ihre Karriere wesentlich behindern können. Mit welchen Aktivitäten Sie sich selbst in ein schlechtes Licht rücken und so Ihr berufliches Fortkommen erschweren.
Fangen wir also an, Ihre Karriere den Bach runter gehen zu lassen. Was sollten Sie tun, um den beruflichen Aufstieg mit Sicherheit an die Wand zu fahren. Bereit? Na dann los.
Ich bin nicht unordentlich, ich bin kreativ
Wirkliche Kreativität lässt sich nicht konstruieren. Wenn es echt ist, dann erkennt man das sofort. Zum Beispiel an Ihrem Arbeitsplatz. Wer hier zu viel Ordnung hält, wird schnell als Spießer und Technokrat angesehen. Achten Sie darauf, ein überdurchschnittliches Maß an Unordnung auf dem Arbeitsplatz zu haben. Innovation entsteht nur im Chaos und nicht in den vorgefertigten, genormten Bahnen der Regelmacher.
Arbeiten Sie auch immer gleichzeitig an mehreren Projekten. Sie als Frau sind doch geradezu prädestiniert dafür. Männer sind nicht multitaskingfähig. Angeblich sollen es Frauen ja auch nicht sein, aber das ist natürlich Quatsch! Sie können wie beiläufig gleichzeitig ein Telefonat mit Ihrer Mutter führen, eine E-Mail an Ihre Freundin tippen, dabei den neuen, smarten Kollegen auf dem Gang betrachten und sich dabei auch noch spielend leicht Gedanken über die Party heute Abend machen. Sie können das! Damit niemand auf den Gedanken kommt, Sie arbeiten zu wenig, soll Ihr Arbeitsplatz immer angefüllt sein. Wer Zeit zum Aufräumen hat, ist offensichtlich unterfordert. Wenn zu wenige Arbeitspapiere vorhanden sind, dann drucken Sie einfach den Menüplan der Kantine für das nächste Halbjahr aus und verteilen die einzelnen Blätter großräumig auf dem Tisch. Ein paar Zeitschriften vom letzten Arztbesuch darunter, dann sieht es mächtig füllig aus.
Achten Sie auch penibel darauf, immer etwas Arbeit offen zu haben. Wer alles erledigt hat, fällt unangenehm auf und gerät in Verdacht zu wenig zu tun. Vermitteln Sie Ihren Kollegen und Vorgesetzten deshalb immer den Eindruck von Geschäftigkeit und Stress. Ab und an sollten Sie auch hörbar ausschnaufen und so darauf aufmerksam machen, dass Sie sich für die Firma regelrecht aufopfern. Bewegen Sie sich deshalb auch immer schnell. Lassen Sie die anderen spüren, dass Sie keine Zeit für Fragen haben. Keine Zeit für Erklärungen. Die Arbeit ruft. Es ist etwas anstrengend zu Beginn, aber nach einiger Zeit wird das akzeptiert und man lässt Sie in Ruhe.
Dieser Beitrag stammt aus dem Buch „Chefsache Frauen. Männer machen Frauen erfolgreich.“, für das Kurt Steindl als Gastautor tätig war. Sein Beitrag trägt den Titel „Die Röcke kurz, die Lippen rot“. Er nimmt darin den beruflichen Aufstieg aufs Korn und zeigt wie es nicht geht, die Karriereleiter empor zu klettern.
Machen Sie´s gut, Ihr
Kurt Steindl – „Der Serviceflüsterer“
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